So heiratet man in Niedersachen – Sitten, Bräuche, Traditionen

Kirche Niedersachsen - Hannover

Wer in Niedersachsen heiratet, der sollte sich auch mit den lokalen Traditionen und Bräuchen beschäftigen.

Denn oftmals wird von Freunden und Nachbarn erwartet, dass man diese einhält. Besonders wichtig ist das bei Hinzugezogenen, die vielleicht mit ganz anderen Traditionen vertraut sind, die man in Niedersachsen aber vielleicht gar nicht kennt.

Vor der Hochzeit – Die Letsch

Viele kennen den ebenfalls zur Tradition gehörenden Polterabend, mit dem sich der Bräutigam aus dem Single-Dasein verabschiedet. In Niedersachsen wird zu Gunsten der Letsch häufig darauf verzichtet. Stattdessen ruft ein bestellter Pfarrer an drei Sonntagen vor der Hochzeit von seiner Kanzel die Eheverkündung aus. Am ersten Sonntag folgt daraufhin ein Umtrunk, allerdings gibt es dazu keine spezielle Einladung, sondern jeder darf kommen, wenn er möchte.

Kränzeln mit den Nachbarn

Das Kränzeln ist heute noch immer relativ verbreitet und wird vor allem in ländlicheren Regionen ausgeführt. Etwa eine Woche vor der Hochzeit fertigen die Nachbarn, manchmal auch Freunde und Verwandte, einen Kranz aus Tannenzweigen, der dann mit Papierschleifen verziert und an die Tür des Brautpaares gehängt wird. Üblicherweise wird danach etwas getrunken oder eine Kleinigkeit gegessen. Heutzutage können diese Kränze anstatt sie selbst zu machen auch in vielen Läden gekauft werden.

Am Tag danach – Das „Hahn holen“

Die als Hahn holen bekannte Tradition ist vor allem im nordlichen Niedersachsen, also dem Emsland und Ostfriesland bekannt und wird dort auch heute noch regelmäßig durchgeführt. Am Tag nach der Hochzeit, üblicherweise um die Mittags- bis Nachmittagszeit, machen Freunde und Verwandte des Brautpaares einen Spaziergang zu den Eltern. Ursprünglich war es Tradition, diesen Spaziergang mit einem Hahn durchzuführen, der später geschlachtet und verzehrt wurde. Heute ist man in diesem Punkt aber humaner und nutzt Hähne aus Holz, Kunststoff oder Keramik. Falls möglich, werden auf dem Treffen die übrig gebliebenen Speisen und Getränke gereicht. Ansonsten werden Suppen oder kleine Snacks angeboten. Nach dem Essen wird dann das Brautpaar besucht und der vom Kränzeln übrig gebliebene Kranz wird abgehangen und verbrannt. In Niedersachsen stellt das Hahn holen das offizielle Ende der Feierlichkeiten dar.

Trachten und traditionelle Hochzeitskleidung in Niedersachsen

Vom Emsland bis zum Stader Geest, von Ostfriesland bis zu Schaumburg verfügt Niedersachsen über eine sehr reichhaltige Trachtenkultur, die gerne auch auf Hochzeiten getragen wird. Es gibt Trachten sowohl für die Braut als auch für den Bräutigam, allerdings wird hier die moderne Form bevorzugt. Häufig sind es die Eltern des Brautpaares, die Blumenkinder oder die Brautjungfern, die als Kleidung eine traditionelle Tracht wählen. Für die Damen besteht die Tracht aus einer Kombination von Rock und Bluse, seltener im Verbund als Kleid, die für den Anlass mit weiteren Elementen, beispielsweise Schulteraufleger aus Spitze oder festlichen Schürzen erweitert werden. Besonders typisch für Niedersachsen sind die aufwendigen Turmhüte, die mit bunten Perlen verschiedener Größen verziert sind. Das männliche Pendant trägt ein Hemd mit Weste, eine Kniebundhose, Strümpfe und einen Mantel. Je nach Region sind es hier vor allem die Farben, die eine traditionelle Tracht ausmachen.

Kulinarische Genüsse aus der Region

Perfekt zur Hochzeit passt die aus Niedersachsen stammende und direkt mit dem passenden Namen versehene Hochzeitssuppe. Eine klare Brühe, die mit vielerlei Formen von Klößen, allen voran Fleischklößen und Leberklößen, aber auch Spätzle, Nudeln oder Spargel und Erbsen versehen wird. Früher auf Hochzeiten häufiger anzutreffen, weil dieses Gericht eine gute Grundlage für einen langen Abend bildete, war Grünkohl und „Pinkel“ (Grützwurst), optional auch Kassler und Mettenden. Wer in Ostfriesland heiratet is fast schon verpflichtet eine traditionelle Teezeremonie in seine Hochzeit einzubinden. Die gehört hier zur teilweise sehr ernst genommenen Lokalkultur. Die richtige Einhaltung der Schritte und das Abschätzen der richtigen Zeiten, damit der Tee nicht bitter wird, muss man lernen und auch die Anschaffung des Teeservice inklusive des Stövchens, des Siebs und des Sahnelöffels sind nicht gerade günstig, lohnen sich aber, falls man vorhat in Niedersachsen zu wohnen.

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