Nordrhein-Westfalen – das Land der Vielfalt
In Sachen Hochzeit gibt es in Deutschland in den verschiedenen Regionen die unterschiedlichsten Bräuche. Beim bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen ist das nicht anders. Allerdings gibt es kaum Bräuche, die in ganz Nordrhein-Westfalen üblich sind, weil die Geschichte dieses Bundeslandes nicht weit genug zurückreicht und in ihm die unterschiedlichsten Gegenden wie das Rheinland, das Sauerland, das Münsterland, das Lipperland und viele andere Regionen zusammengefasst wurden. Entsprechend unterschiedlich gestalten sich die Traditionen landauf landab.
Am Niederrhein kommt man früher zusammen
Im niederrheinischen Teil von Nordrhein-Westfalen ist es zum Teil bis in die heutige Zeit üblich, dass anstehende Vermählungen während des Hochamtes von der Kanzel aus im Voraus verkündet werden. Dies geschieht meist drei Wochen vor dem Hochzeitstermin. Daher wird am Sonntag drei Wochen vor der Heirat die so genannte Letsch abgehalten. Der Name steht dafür, dass alle Leute („Letsch“) kommen dürfen. Es handelt sich dabei um eine Art vorgezogenem Polterabend ohne Poltern, bei dem Kommen und Gehen kann wer möchte. Der Umtrunk beginnt traditionell um die Mittagszeit und endet oft spät in der Nacht zum Montag. Abgehalten wird die Letsch im Haus der Brauteltern.
Nach der Hochzeit kann es schnell gehen: der Kannenlauf
In mehreren ländlichen Teilen von Nordrhein-Westfalen wird bis heute der Brauch des so genannten Kannenlaufs gepflegt. Bei diesem handelt es um einen sich unmittelbar an die Trauung anschließenden Wettlauf. Dieser beginnt an der Kirche und endet am Haus der Brauteltern. Dem Sieger wird durch den Brautvater eine Kanne sowie eine finanzielle Zuwendung überreicht. Die Kanne besteht dabei entweder aus Silber, Blech oder Zinn. Wer als zweiter ins Ziel einläuft erhält einen Besen, den die Braut selber gebunden hat. Anschließend geht es gemeinsam weiter zur Hochzeitsfeier.
Das Hochzeitspaar wird gefangen
Im Sauerland war es bei Bauernhochzeiten früher üblich, dass der so genannte Brautwagen vor der Hochzeit die Mitgift der Braut in das Haus des Bräutigams gefahren. Dabei wurde der Wagen in aller Regel mehrere Male gestoppt und musste mit Süßigkeiten oder auch Schnäpsen wieder freigekauft werden. Da heutzutage viele Eheleute bereits vor der Hochzeit zusammen wohnen, hat sich dieser Brauch auf den Hochzeitswagen verlagert, welcher nach der Trauung ein oder mehrere Male „gefangen“ wird und freigekauft werden muss.
Das Hochzeitsessen – auch eine Frage der Region
Wie bei den Bräuchen ergeben sich auch beim Hochzeitsmahl starke regionale Unterschiede in Nordrhein-Westfalen. Insofern lassen sich hier keine allgemeinen Angaben treffen. Allerdings solltet Ihr bei Eurer Hochzeit darauf achten, dass die in der jeweiligen Region beliebten Getränke in ausreichendem Maße vorhanden sind. In weiten Teilen des Landes sind dies Bier und Korn während längs des Rheins oftmals der Wein die zentrale Rolle spielt.
Der Tag danach im Münster- und Emsland
Die Traditionen rund um die Hochzeit beginnen mit der Letsch in Nordrhein-Westfalen nicht nur früher sondern enden mit dem Hahn holen auch später als in vielen anderen Gegenden Deutschlands. Denn im Münsterland und längs der Ems ist es Brauch, die Eheleute am Tag nach der Hochzeit zu einem gemeinsamen Spaziergang abzuholen. Dabei wurde früher ein lebendiger Hahn mitgeführt, welcher anschließend zubereitet und gemeinsam verspeist wurde. Heute wird in der Regel ein Hahn aus Holz beim Spaziergang mitgeführt und anschließend die Reste des vom Vortag übrig gebliebenen Hochzeitsessens verspeist.
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