Wer schon mal auf einer traditionellen Hochzeit in Polen war, weiß, dass es dort sehr fröhlich zugeht und dass es viele verschiedene Hochzeitsbräuche gibt, die bis heute lebendig sind. Ob Verlobungsfeier, Junggesellenabschied, Trauungszeremonie oder Hochzeitsfest – unsere Nachbarn im Osten verstehen es, zu feiern, und es ist mit Sicherheit ein unvergessliches Erlebnis, mal an einer typisch polnischen Hochzeit teilzunehmen. Wenn euch das noch nicht genug ist, könnt ihr euch auch selbst in Polen trauen lassen. Eine nach polnischem Recht vorgenommene Eheschließung hat in Deutschland Gültigkeit. Was ihr dabei beachten müsst, welche Dokumente erforderlich sind und wie eine traditionelle Hochzeit in Polen aussieht, erfahrt ihr hier.
Ablauf einer polnischen Hochzeit
Während es in Deutschland üblich ist, dass der Bräutigam seine Zukünftige erst unmittelbar vor der Trauung in ihrem schönen Hochzeitskleid sieht, trifft sich das Paar traditionell im Haus der Braut. Nachdem die Eltern ihren Segen gegeben haben, fahren alle gemeinsam zum Standesamt oder zur Kirche. Es gibt übrigens keine Brautjungfern in Polen, aber Blumenkinder. Wenn das frischgebackene Ehepaar nach der Zeremonie nach draußen tritt, gratulieren Gäste und Angehörige mit vielen Blumen und werfen Reis oder Kleingeld. Im Anschluss geht es in eine nahe gelegene Location, in der dann bei viel Speis und Trank lange und ausgiebig gefeiert wird. Bevor das Paar den Raum betritt, trägt der Bräutigam seine Braut über die Türschwelle.
Typische Hochzeitsbräuche in Polen
Eine polnische Hochzeit wird von zahlreichen Bräuchen begleitet. Je gläubiger das Paar und je kleiner das Dorf, in dem es feiert, desto mehr Rituale werden gepflegt. Zum Beispiel werden den frisch Vermählten zu Beginn der Hochzeitsfeier Brot, Wasser und Salz gereicht, welches sie essen beziehungsweise trinken müssen. Dahinter verbirgt sich der Glaube, dass es ihnen in der gemeinsamen Zukunft an nichts fehlen wird und dass sie auch „salzige“, also „schwierige“ Zeiten gut überstehen werden. Danach gibt es den ersten Toast auf die Gesundheit und die Gläser werden im Anschluss nach alter Tradition nach hinten über die Schulter geworfen. Um Mitternacht gibt es wie bei uns den Brauch des „Brautstraußwerfens“, jedoch setzen die Polen auf Gleichberechtigung: Für die unverheirateten Frauen wird der Brautschleier und für die ledigen Herren die Fliege oder Krawatte des Bräutigams geworfen. Den Fängern gebührt außerdem der zweite Tanz – nach den Eheleuten, versteht sich.
Ein weiterer, oft praktizierter Brauch ist das „Polterabend“-ähnliche „oczepiny“, das um Mitternacht stattfindet. Dabei werden diverse Spiele und Wettbewerbe durchgeführt, die nicht nur das Brautpaar, sondern auch die Gäste einbinden und für viel Unterhaltung sorgen. Eine besondere Tradition ist auch das „przeprowadzenie panny młodej“ – das „Führen der Braut“ – bei dem die Braut von ihrem Elternhaus zum Haus des Bräutigams geleitet wird, oft begleitet von Musik und Gesang.
Beliebte und außergewöhnliche Hochzeitsspots in Polen
Wer bereit ist, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, kann sich in Polen an seinem Wunschort – der sicher und angemessen sein sollte – von einem Standesbeamten trauen lassen. Die polnische Ostseeküste gehört zu den beliebtesten Orten, an denen sich Paare das Ja-Wort geben. Gefragt ist beispielsweise der Leuchtturm von Funkenhagen oder der in Kiekberg. Der romantische Ort Swinemünde in Westpommern, der zu einem Teil auf der Insel Usedom und zum anderen auf der Insel Wollin liegt, ist eine weitere beliebte Anlaufstelle. Oder wie wäre es im Beisein eines alten Baumes? Polens älteste Eiche zählt über 800 Jahre und war bereits Zeugin zahlreicher Eheschließungen.
Ein besonderes Highlight ist auch die Hochzeit im Schloss – viele historische Burgen und Schlösser in Polen bieten ihre prunkvollen Räumlichkeiten für Hochzeitsfeiern an. Schloss Książ in Niederschlesien oder Schloss Łańcut in der Nähe von Rzeszów sind nur einige Beispiele für märchenhafte Locations, die eine unvergessliche Kulisse für den besonderen Tag bieten.
Als deutsche Person in Polen heiraten
Um als Deutsche oder Deutscher in Polen zu heiraten, müsst ihr nicht viele bürokratische Hürden nehmen. Die Eheschließung kann von einem Standesbeamten oder von einem Priester nach polnischem Recht vorgenommen werden und ist in Deutschland wirksam. Die Vorweisung einer Mindestaufenthaltszeit ist nicht erforderlich. Wenn keiner von euch in Polen einen festen Wohnsitz hat, könnt ihr euch in der Regel an ein Standesamt eurer Wahl wenden. Die Länge der Aufgebotsfrist beträgt einen Monat und einen Tag. Erst danach und innerhalb von sechs Monaten nach der Anmeldung muss die Trauung vollzogen werden, da sonst die Gültigkeit des Ehefähigkeitszeugnisses abläuft. Neben der Bescheinigung für die Ehefähigkeit, die beispielsweise von einem deutschen Standesamt ausgestellt wird, braucht ihr einen gültigen Personalausweis oder Reisepass, eine polizeiliche Meldebescheinigung und eure Geburtsurkunde. Ist einer der Heiratswilligen geschieden oder verwitwet, bedarf es zusätzlicher Nachweise.
Ein weiterer Vorteil für deutsche Staatsbürger ist, dass viele polnische Standesämter mehrsprachige Dienste anbieten und häufig die Möglichkeit besteht, die Zeremonie in Deutsch abzuhalten, was die Sprachbarriere minimiert. Auch die Konsulate und Botschaften Deutschlands in Polen können unterstützend wirken und hilfreiche Informationen und Kontakte bereitstellen.
Weitere Informationen zu allen aktuellen Rechten und Pflichten für eine Eheschließung in Polen und welche Dokumente erforderlich sind, gibt es beim Bundesverwaltungsamt unter Deutsche heiraten in Polen.