Mit Schirm, Charme und … Zylinder!

Wenn ihr euch die Hochzeitsfotos eurer Großeltern anschaut, blickt euch der Bräutigam nicht selten mit einem Zylinder auf dem Kopf entgegen! Inzwischen ist der steife, hohe Hut nicht mehr ganz so häufig anzutreffen. Das ist fast schade, denn richtig kombiniert zum Rest des Outfits hält er auch einer Hochzeit in der heutigen Zeit aus modischer Sicht absolut stand.

Mut zum Hut!

Ein Bräutigam mit Zylinder – das wird für viele Blicke sorgen. Die Braut sollte darauf vorbereitet sein, dass ihr Angetrauter ihr durchaus für einige Momente die Show stehlen könnte. Wer Hut trägt, beweist Mut und wagt sich auf ein Terrain, das ein gewisses modisches Verständnis erfordert. Denn ein Zylinder ist kein Allrounder, der zu allem passt. Mit einem eleganten oder klassischen Outfit ist Mann aber meistens auf der sicheren Seite und wird für seinen – im wahrsten Sinne des Wortes – hohen Aufzug anerkennende und bewundernde Blicke (nicht nur von der Braut) ernten.

Perfekt kombiniert

Entscheidet sich der Bräutigam für einen Zylinder, trägt er am besten einen Frack oder einen klassischen schwarzen Cutaway dazu – einen nach vorne rundgeschnittenen Gehrock, der vorne durch einen Knopf zusammen gehalten wird. Traditionell wird der schwarze Zylinder zum Frack und abends getragen, der graue Hut samt Cutaway stattdessen am Tage – das gute Stück heißt nicht ohne Grund auch Morning Coat. Bei der Kombination sollte zu jeder Tageszeit darauf geachtet werden, dass die Farben aufeinander abgestimmt sind und am Ende nicht nur der Zylinder mit dem Gehrock, sondern auch mit der Weste, der Krawatte oder der Fliege sowie den Schuhen harmoniert. Beige, Hell- oder Dunkelgrau sind die gängigen Farben. Doch auch gewagtere Farbtöne sind möglich – es sollte natürlich zum Typ des Bräutigams passen sowie zum Brautkleid der Frau!

Es war einmal …

Die Geschichte des ersten offiziell dokumentierten Zylinders geht bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nach England zurück, als hohe Hüte aus Biberhaar populär wurden. Damals waren sie nicht zwangsläufig zylindrisch. Es gab auch konische und gerade, nicht konkave Formen und die Krempe nahm zum Teil extrem geschwungene Gestalt an. Interessant ist, dass der Zylinder um 1820 zwischenzeitlich als Symbol des Bürgertums galt und erst später zur eleganten Kopfbedeckung für festliche Anlässe avancierte. Übrigens nicht nur für den Mann! Als Damenhut zierten ihn zusätzlich Bänder, Schleifen und Bordüren. Bei Zylindern wird zudem zwischen zwei Arten unterschieden: Es gibt die hohe Variante mit der steifen Krempe, der meist mit glänzendem Samt bezogen ist, und es gibt den Chapeau Claque, der dank einer ausgeklügelten Technik zusammengefaltet werden kann.

Nicht vergessen: Hut ab!

Bei der eigentlichen Trauung sowie beim Essen wird die Kopfbedeckung in der Regel abgenommen – das gilt auch bei einem Zylinder und für die eigene Hochzeit. Am besten sorgt der Bräutigam im Vorfeld für eine Ablage, damit er vor dem Altar nicht erst lange nach einem adäquaten Platz suchen muss. Auch bei der Frisur ist Vorsicht geboten! Der Zylinder kann einen Abdruck in den Haaren hinterlassen – ein guter Friseur sollte aber ein zylindergerechtes Styling im Repertoire haben, damit der Bräutigam auch ohne seinen Hut während der gesamten Feier gut aussieht.

Der Zylinder heute

Der Zylinder ist nicht von der Bildfläche verschwunden. Abgesehen von ganz besonders festlichen Anlässen, an denen er hin und wieder getragen wird, begegnet ihr ihm aber auch im alltäglichen Leben: Denkt nur mal an den Schornsteinfeger. Wer zumindest Geselle in diesem Handwerksberuf ist, darf traditionell einen Zylinder tragen. Beim Dressurreiten ist der hohe Herrenhut in den hohen Klassen sogar obligatorisch zum Frack. Und dann ist da auch noch der Zauberer. Denn woher soll er sonst die Kaninchen auf die Bildfläche zaubern? Vielen weiteren Zylindern in den unterschiedlichsten Farben werdet ihr begegnen, wenn ihr euch in England bei einem Pferderennen unter die feine Gesellschaft mischt.

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