Homo-Ehe in Deutschland – Immer noch ein Tabuthema?

Homo-Ehe

Der Begriff der Homo-Ehe mutet etwas altertümlich an, denn Homo sagte man vielleicht noch in den 1970ern.

In der Zwischenzeit hat sich die Schwulen- und Lesbenbewegung sehr stark emanzipiert, so dass der Begriff schwul völlig in Ordnung ist bzw. durch das englische Wort queer gerade ersetzt wird. Dennoch ist der Begriff der Homo-Ehe generell griffig genug, um für zwei verschiedene Phänomene her zu halten:

Zum Einen wird unter Homo-Ehe eine Form gerechnet, bei der eine so genannte zivilrechtliche Partnerschaft zum Tragen kommt. Diese Form des Zusammenlebens kommt der Ehe unter heterosexuellen Paaren sehr nahe und umfasst auch Passus, die sich auf Erbschaftsfragen und die Offenlegung von medizinischen Daten im Falle einer Erkrankung eines Partners bezieht. Daneben gibt es noch die eingetragene Partnerschaft, die den Betroffenen deutlich weniger an Rechten zusichert. Nicht alle europäischen Länder lassen die erste Form zu, bzw. gibt es auch noch einige Länder weltweit, die ein Zusammenleben von gleichgeschlechtlichen Paaren klar ausschließt.

Ja, ich will – die eingetragene Lebensgemeinschaft

Die Homo-Ehe light, wie das deutsche Modell auch genannt wird, sieht nur die eingetragene Partnerschaft vor. Im Grunde ist das aber schon ein wichtiger Schritt, denn noch bis 1969 galt Homesexualität unter Männern in Deutschland als strafbar. Dennoch geht diese „light“ Version vielen Betroffenen noch lange nicht weit genug, wobei sich hier natürlich auch die Parteien allzu uneins zeigen. Die Parteien, die mit einem C beginnen, sind generell wenig begeistert, wenn es um die Homoehe als gleichwertige Lebensform geht. Die SPD regierten Länder sind hier weiter voran geschritten, und so konnten als erstes gleichgeschlechtliche Paare in Hamburg ihren Gang zum eingetragenen Partnerschafts-Altar antreten.

Die Niederlande fingen damit an

Dass das neue Selbstbewusstsein der gay Community sich auch in der Forderung nach einer Anerkennung von Paaren jenseits der Heteronorm nieder schlagen würde, war nur eine Frage der Zeit. Die Niederländer gingen voran, indem sie im Jahr 2001 als erstes Land erlaubten, dass sich zwei Männer bzw. zwei Frauen als Paar registrieren ließen und sich fortan „Ehepaar“ nannten. Mittlerweile sind viele Nachbarn nach gezogen. Die liberalen Schweden sind genau so pro Homo-Ehe wie die eher konservativen Briten. Dass sich die Ausgestaltung der Rechte im Schneckentempo entwickelt hat, verwundert nicht, denn wie gesagt, es sind viele Kräfte, also politische Richtungen, an diesem Thema beteiligt. Diese reichen von „Jeder darf alles“ bis zu „Die Ehe zwischen Mann und Frau steht unter dem Schutz des Gesetzes, also darf es keine Homo-Ehe geben“.

Per Salamitaktik – Adoption, Erbschaft und Co.

Dass es noch ein relativ langer Weg sein wird, bis es völlig egal ist, wie sich ein Ehepaar zusammen setzt, dürfte klar sein. Die Homo-Ehe als Begriff sagt es auch schon. Die „normale“ Ehe gilt eben als der Maßstab, während die Homo-Ehe sozusagen davon abgeleitet ist. Viele Fragen bleiben ungeklärt bzw. müssen in zähem Ringen zwischen den Parteien verhandelt werden und in Gesetze und Verordnungen gegossen werden. Aktuell kann man in vielen Fällen von „good will Regelungen“ sprechen. So scheint das Land Berlin gerade schwulen oder lesbischen Paaren bei der Zustimmung zu Pflegschaften bzw. Adoptionen von Kindern den Vorzug zu geben. Sicher ist aber nicht, ob das auch mit dem neu zu wählenden Senat so bleibt.

Trotz Homo-Ehe – es bleibt ein täglicher Kampf

Wenn man neuen Untersuchungen Glauben schenken will, hat sich die Akzeptanz von Schwulen (und bedingt auch Lesben) in den letzten Jahren deutlich reduziert. Einem liberalen Klima folgte eine Art Backlash, der sich bestimmt auch auf das Selbstwertgefühl von Schwulen und Lesben auswirkt. Wie leicht sich diese Gruppe also damit tut, den doch sehr öffentlichen Schritt zum Traualtar anzutreten, ist fraglich und unterliegt sicher regionalen Schwankungen. Noch ist es aber ganz sicher eher die Ausnahme, wenn man ein Auto sieht, das hinten mit scheppernden Blechdosen bewehrt ist und ein Schild mit „just gay married“ trägt.

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